Samstag, 12. Februar 2011

Erdbebengrollen in der Darwin-Lücke, am 202. Geburtstag von Charles Darwin

 von Reinhold Leinfelder

Nein, lieber Charles Darwin, wir haben deinen heutigen 202. Geburtstag nicht vergessen, auch wenn uns derzeit die Ereignisse in Ägypten (Evolution? Revolution? Intelligent Design?) oder die Berlinale (Survival of the Prettiest? Survival of the Wittiest?) ein bisschen ablenken. Allzuviel findet man zu deinem heutigen Geburtstag tatsächlich nicht im Netz. Immerhin, etliche Birthday Dinners und sonstige Feierlichkeiten, insb. an US-Museen, auch eine Darwin-Resolution gibt es nochmals, außerdem einige Berichte zum Leben und Wirken Darwins, sogar einen Hinweis auf die DNA-Untersuchung des Enkels von Charles Darwin, sowie das Übliche sonstige: ein bisschen was zum Kreationismus, sowie die übliche Instrumentalisierung Darwins zum Diskreditieren jeglicher Religion.



Aber wir freuen uns mit dir insbesondere über die vielen Geburtstagskuchen, die du heute bekommen hast. Was? Gar nicht bekannt? Also, der Bake-A-Cake-For-Darwin-Contest des Beaty Biodiversity Museums in Vancouver ist doch wirklich etwas ganz Feines. Guten Appetit und Alles Gute für die nächsten 98 Jahre.


Die Darwin-Cakes gibt es hier:
http://www.flickr.com/photos/beatymuseum/sets/72157625873558025/
http://www.flickr.com/photos/beatymuseum/
(übrigens gefunden via http://www.macnotes.de/2011/02/12/kolumne-rumble-in-the-jungle/ . Apple verwendet ja im Betriebssystem den Darwin-Core). 

Das wichtigste und erfreulichste ist jedoch, dass das Thema Evolution nach dem 200. Geburtstag von Charles Darwin nicht wieder verschwunden ist, sondern dass die Evolutionsthemen des Darwin-Jahrs 2009 ins UN-Biodiversitätsjahr 2010 übergingen und hierbei auch immer wieder betont wurde, dass die Biodiversität nichts anderes als das Produkt der Evolutionsfaktoren Variabilität, Anpassung und Selektion darstellt (wobei jedoch der menschengemachte Selektionsdruck der Anpassungsfähigkeit und der Variabilität heute zu starke Grenzen setzt). Nun begehen wir das Internationale Jahr der Wälder 2011, auch dies gewissermaßen ein Thema Charles Darwins, denn seine erste Station nach der Überfahrt über den Atlantik war der Besuch des brasilianischen Regenwalds hinter Salvador da Bahia. Er fand ihn so faszinierend, dass er sicherlich auch daraus die Kraft schöpfte, möglichst vieles zu erkunden.

Also, lieber Darwin, spätestens seit dir wissen wir ja, dass alles in der Natur mit rechten Dingen zugeht.

Aber wir wissen auch, dass du damals beim gigantischen Erdbeben in der Region Conceptíon/Chile vom 20.2.1835, als du selbst in Valdivia/Chile warst sehr erschrocken bist.
Obwohl die Region der Anden und ihres Vorlandes enorm erdbebenaktiv ist, hat es gerade dort dann so lange nicht mehr gebebt, dass Geologen die 200 km lange Zone zwischen Concéption und Constitucíon nach dir sogar "Darwin-Lücke" genannt haben.

Diese Lücke ist extrem gefährlich, wie die Welt am 27.2.2010 erfahren musste, denn es stauten sich gefährliche Spannungen auf, die sich im Februar 2010 wiederum in einem sehr schweren Beben der Magnitude 8.8 entluden, dem 700 Menschen zum Opfer fielen. Wissenschaftler warnten danach, dass sich nicht die gesamte Darwin-Lücke entspannt habe. Sie hatten recht, denn nicht nur zum Jahresbeginn 2011 gab es ein weiteres schweres, jedoch glimpflich ausgehendes Beben. Nein, ausgerechnet heute an deinem Geburtstag gab es gleich zwei weitere schwere Beben in der Region von Conceptíon. Wir wissen also auch dank dir und deines Geologie-Mentors Charles Lyell, dass sich Erdbeben ganz natürlich erklären lassen, dass auch die Koninzidenz deines Geburtstags mit dem Beben in der nach dir benannten Region nichts anderes als eine Zufälligkeit innerhalb einer statistischen Wahrscheinlichkeit für weitere Beben dieser Region ist, dass also alles mit natürlichen Dingen zuging und keinesfalls ein Attentat fundamentalistischer Wissenschaftsleugner auf deinen Geburtstag war. Immerhin dies ist doch beruhigend.

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