von Reinhold Leinfelder
Nein, lieber Charles Darwin, wir haben deinen heutigen 202. Geburtstag nicht vergessen, auch wenn uns derzeit die Ereignisse in Ägypten (Evolution? Revolution? Intelligent Design?) oder die Berlinale (Survival of the Prettiest? Survival of the Wittiest?) ein bisschen ablenken. Allzuviel findet man zu deinem heutigen Geburtstag tatsächlich nicht im Netz. Immerhin, etliche Birthday Dinners und sonstige Feierlichkeiten, insb. an US-Museen, auch eine Darwin-Resolution gibt es nochmals, außerdem einige Berichte zum Leben und Wirken Darwins, sogar einen Hinweis auf die DNA-Untersuchung des Enkels von Charles Darwin, sowie das Übliche sonstige: ein bisschen was zum Kreationismus, sowie die übliche Instrumentalisierung Darwins zum Diskreditieren jeglicher Religion.
Aber wir freuen uns mit dir insbesondere über die vielen Geburtstagskuchen, die du heute bekommen hast. Was? Gar nicht bekannt? Also, der Bake-A-Cake-For-Darwin-Contest des Beaty Biodiversity Museums in Vancouver ist doch wirklich etwas ganz Feines. Guten Appetit und Alles Gute für die nächsten 98 Jahre.
Die Darwin-Cakes gibt es hier:
http://www.flickr.com/photos/beatymuseum/sets/72157625873558025/
http://www.flickr.com/photos/beatymuseum/
(übrigens gefunden via http://www.macnotes.de/2011/02/12/kolumne-rumble-in-the-jungle/ . Apple verwendet ja im Betriebssystem den Darwin-Core).
Das wichtigste und erfreulichste ist jedoch, dass das Thema Evolution nach dem 200. Geburtstag von Charles Darwin nicht wieder verschwunden ist, sondern dass die Evolutionsthemen des Darwin-Jahrs 2009 ins UN-Biodiversitätsjahr 2010 übergingen und hierbei auch immer wieder betont wurde, dass die Biodiversität nichts anderes als das Produkt der Evolutionsfaktoren Variabilität, Anpassung und Selektion darstellt (wobei jedoch der menschengemachte Selektionsdruck der Anpassungsfähigkeit und der Variabilität heute zu starke Grenzen setzt). Nun begehen wir das Internationale Jahr der Wälder 2011, auch dies gewissermaßen ein Thema Charles Darwins, denn seine erste Station nach der Überfahrt über den Atlantik war der Besuch des brasilianischen Regenwalds hinter Salvador da Bahia. Er fand ihn so faszinierend, dass er sicherlich auch daraus die Kraft schöpfte, möglichst vieles zu erkunden.
Also, lieber Darwin, spätestens seit dir wissen wir ja, dass alles in der Natur mit rechten Dingen zugeht.
Aber wir wissen auch, dass du damals beim gigantischen Erdbeben in der Region Conceptíon/Chile vom 20.2.1835, als du selbst in Valdivia/Chile warst sehr erschrocken bist.
Obwohl die Region der Anden und ihres Vorlandes enorm erdbebenaktiv ist, hat es gerade dort dann so lange nicht mehr gebebt, dass Geologen die 200 km lange Zone zwischen Concéption und Constitucíon nach dir sogar "Darwin-Lücke" genannt haben.
Diese Lücke ist extrem gefährlich, wie die Welt am 27.2.2010 erfahren musste, denn es stauten sich gefährliche Spannungen auf, die sich im Februar 2010 wiederum in einem sehr schweren Beben der Magnitude 8.8 entluden, dem 700 Menschen zum Opfer fielen. Wissenschaftler warnten danach, dass sich nicht die gesamte Darwin-Lücke entspannt habe. Sie hatten recht, denn nicht nur zum Jahresbeginn 2011 gab es ein weiteres schweres, jedoch glimpflich ausgehendes Beben. Nein, ausgerechnet heute an deinem Geburtstag gab es gleich zwei weitere schwere Beben in der Region von Conceptíon. Wir wissen also auch dank dir und deines Geologie-Mentors Charles Lyell, dass sich Erdbeben ganz natürlich erklären lassen, dass auch die Koninzidenz deines Geburtstags mit dem Beben in der nach dir benannten Region nichts anderes als eine Zufälligkeit innerhalb einer statistischen Wahrscheinlichkeit für weitere Beben dieser Region ist, dass also alles mit natürlichen Dingen zuging und keinesfalls ein Attentat fundamentalistischer Wissenschaftsleugner auf deinen Geburtstag war. Immerhin dies ist doch beruhigend.
Samstag, 12. Februar 2011
Montag, 7. Februar 2011
Archaeopteryx wird 150
von Reinhold Leinfelder
Im Jahr 2011 gibt es schon wieder einen Evolutionsgeburtstag zu feiern: Archaeopteryx, der Urvogel, selbst etwa 150 Millionen Jahre alt, wurde vor 150 Jahren erstmalig gefunden. Diesen Anlass greifen die Medien bereis auf und berichten wieder verstärktüber den Urvogel. Seit seiner Entdeckung kommt er also aus den Schlagzeilen kaum raus.
Der Höhepunkt wird die Herausgabe einer 10-Euro-Gedenkmünze Archaeopteryx sein, die am 11. August 2011 ausgegeben wird und online bereits zu bewundern ist, abgebildet ist das bekannteste, das Berliner Exemplar. Außerdem gibt es gleich noch eine Sonderbriefmarke Archaeopteryx 55 Cent, die ebenfalls am 11.8. 2011 herauskommt. Einige Entwürfe gibt es online zu sehen:
Aber die Medien warten nicht bis dahin, hier also ein paar aktuelle Berichte zu Archaeopteryx:
Neue Zürcher Zeitung, 6.2.2011
Darwins Kronzeuge. Bis heute ist das Fossil des Archäopteryx eines der wichtigsten Beweisstücke der Evolutionstheorie
"Fossilien sind spannende Zeugen der Erdgeschichte, und manchmal ist auch die Geschichte der Funde selbst alles andere als langweilig. Dies trifft besonders auf das wohl bekannteste versteinerte Tier überhaupt zu, den Urvogel Archäopteryx, der 1861, vor genau 150 Jahren, im Solnhofener Plattenkalk gefunden wurde.
Dabei sind es nicht nur wissenschaftliche Aspekte, mit denen Archäopteryx die Fachwelt und Öffentlichkeit gleichermassen in Atem hält. Eine Mischung aus persönlichen Befindlichkeiten, knallhartem Faktenstreit und finanziellen Forderungen hat seit der Entdeckung des Urvogels einigen Wirbel verursacht. Die 10 bekannten Archäopteryx-Exemplare sorgen auch heute immer wieder für Gelehrtenstreit und Schlagzeilen in der Tagespresse, was über einen so langen Zeitraum wohl keiner anderen Tierart gelungen sein dürfte..."(> weiterlesen)
Neue Zürcher Zeitung, 6.2.2011
Gute Geschäfte mit einem Fossil
"Nachdem der erste Fund eines Archäopteryx nach London verkauft worden war, wollten deutsche Zoologen wenigstens das zweite Exemplar im eigenen Land behalten.
Der stolze Besitzer war Ernst Otto Häberlein. Mit dem Verkauf des ersten Archäopteryx hatte bereits sein Vater viel Geld verdient. Die Preisvorstellungen waren auch dieses Mal so horrend, dass die Bayerische Staatssammlung passen musste. Auch die Yale University konnte nicht mithalten, und selbst eine Bittschrift an den Kaiser Wilhelm I. führte nicht zum Erfolg, was den deutschstämmigen Genfer Zoologieprofessor und späteren Nationalrat Carl Vogt zu der Bemerkung bewegte, der Kaiser hätte sich wohl für einen Ankauf entschieden, wenn es sich um ein versteinertes Gewehr gehandelt hätte. Der von Vogt eingefädelte Ankauf für das Genfer Museum platzte zwar, aber immerhin durfte er das Fossil wissenschaftlich beschreiben und dessen erstes Foto publizieren. ..." (> weiterlesen)
Spiegel Online, 6.2.2011
Wie die Natur die Feder erfand
"Wie wurden aus Dinosauriern Vögel? Unter Evolutionsforschern ist die Frage seit Jahren umstritten. Eine zentrale Rolle spielt die Entwicklung der Feder. "National Geographic"-Autor Carl Zimmer über ein Wunderwerk der Natur, das Wissenschaftler bis heute vor Rätsel stellt. ..." (> weiterlesen)
PaloAltoPatch, 26.1.2011
SLAC Scientist Uncovers Secrets of 150 Million-Year-Old Bird
"Using powerful X-rays from Stanford's synchrotron, SLAC National Accelerator Laboratory scientist Uwe Bergmann has analyzed the chemistry within an archaeopteryx fossil and feather and found a unique relation to the modern bird. ..." (> weiterlesen)
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Im Jahr 2011 gibt es schon wieder einen Evolutionsgeburtstag zu feiern: Archaeopteryx, der Urvogel, selbst etwa 150 Millionen Jahre alt, wurde vor 150 Jahren erstmalig gefunden. Diesen Anlass greifen die Medien bereis auf und berichten wieder verstärktüber den Urvogel. Seit seiner Entdeckung kommt er also aus den Schlagzeilen kaum raus.
- Im Darwin-Jahr 2009 berichtete ADLD erst einmal, wie Kreationisten den Evolutions-Paradebeleg Urvogel aus "von mysteriösen Fundumständen begleitet" abzuqualifizieren versuchten, aber dabei vergeblich waren (> AdlD).
- Dann gab es aber ganz real nicht nur ein Stelldichein der meisten Exemplare in München, sondern insbesondere die überfällige Regelung, das 10. Urvogel-Exemplar dauerhaft für Forschungs- und Ausstellungszwecke zugänglich zu machen (AdlD berichtete hier und hier).
- 2010 wurden faszinierende neue Ergebnisse zu den (eher geringen) Flugkünsten von Archie bekannt (> AdlD) und dieses Jahr nun also Jubiläum.
Die neue Archaeopteryx-Münze (von der Webseite des Bundesfinanzministeriums) |
Der Höhepunkt wird die Herausgabe einer 10-Euro-Gedenkmünze Archaeopteryx sein, die am 11. August 2011 ausgegeben wird und online bereits zu bewundern ist, abgebildet ist das bekannteste, das Berliner Exemplar. Außerdem gibt es gleich noch eine Sonderbriefmarke Archaeopteryx 55 Cent, die ebenfalls am 11.8. 2011 herauskommt. Einige Entwürfe gibt es online zu sehen:
Aber die Medien warten nicht bis dahin, hier also ein paar aktuelle Berichte zu Archaeopteryx:
Neue Zürcher Zeitung, 6.2.2011
Darwins Kronzeuge. Bis heute ist das Fossil des Archäopteryx eines der wichtigsten Beweisstücke der Evolutionstheorie
"Fossilien sind spannende Zeugen der Erdgeschichte, und manchmal ist auch die Geschichte der Funde selbst alles andere als langweilig. Dies trifft besonders auf das wohl bekannteste versteinerte Tier überhaupt zu, den Urvogel Archäopteryx, der 1861, vor genau 150 Jahren, im Solnhofener Plattenkalk gefunden wurde.
Dabei sind es nicht nur wissenschaftliche Aspekte, mit denen Archäopteryx die Fachwelt und Öffentlichkeit gleichermassen in Atem hält. Eine Mischung aus persönlichen Befindlichkeiten, knallhartem Faktenstreit und finanziellen Forderungen hat seit der Entdeckung des Urvogels einigen Wirbel verursacht. Die 10 bekannten Archäopteryx-Exemplare sorgen auch heute immer wieder für Gelehrtenstreit und Schlagzeilen in der Tagespresse, was über einen so langen Zeitraum wohl keiner anderen Tierart gelungen sein dürfte..."(> weiterlesen)
Neue Zürcher Zeitung, 6.2.2011
Gute Geschäfte mit einem Fossil
"Nachdem der erste Fund eines Archäopteryx nach London verkauft worden war, wollten deutsche Zoologen wenigstens das zweite Exemplar im eigenen Land behalten.
Der stolze Besitzer war Ernst Otto Häberlein. Mit dem Verkauf des ersten Archäopteryx hatte bereits sein Vater viel Geld verdient. Die Preisvorstellungen waren auch dieses Mal so horrend, dass die Bayerische Staatssammlung passen musste. Auch die Yale University konnte nicht mithalten, und selbst eine Bittschrift an den Kaiser Wilhelm I. führte nicht zum Erfolg, was den deutschstämmigen Genfer Zoologieprofessor und späteren Nationalrat Carl Vogt zu der Bemerkung bewegte, der Kaiser hätte sich wohl für einen Ankauf entschieden, wenn es sich um ein versteinertes Gewehr gehandelt hätte. Der von Vogt eingefädelte Ankauf für das Genfer Museum platzte zwar, aber immerhin durfte er das Fossil wissenschaftlich beschreiben und dessen erstes Foto publizieren. ..." (> weiterlesen)
Spiegel Online, 6.2.2011
Wie die Natur die Feder erfand
"Wie wurden aus Dinosauriern Vögel? Unter Evolutionsforschern ist die Frage seit Jahren umstritten. Eine zentrale Rolle spielt die Entwicklung der Feder. "National Geographic"-Autor Carl Zimmer über ein Wunderwerk der Natur, das Wissenschaftler bis heute vor Rätsel stellt. ..." (> weiterlesen)
PaloAltoPatch, 26.1.2011
SLAC Scientist Uncovers Secrets of 150 Million-Year-Old Bird
"Using powerful X-rays from Stanford's synchrotron, SLAC National Accelerator Laboratory scientist Uwe Bergmann has analyzed the chemistry within an archaeopteryx fossil and feather and found a unique relation to the modern bird. ..." (> weiterlesen)
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Archaeopteryx,
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