
Streit um Darwin
Kreationismus und Szientismus aus biologischer, wissenschaftstheoretischer und theologischer Sicht.
Öffentliche Tagung im Audimax der Humboldt-Universität
Samstag, 14.11.2009, freier Eintritt
Eine Veranstaltung des Museums für Naturkunde Berlin - Leibniz-Institut für Evolutions-und Biodiversitätsforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin, gefördert von der Friedrich Stiftung. In Kooperation mit der Humboldt-Universität zu Berlin
"Geht es in der Welt mit rechten Dingen zu?"
Der methodische Naturalismus ist die Grundlage für die modernen Naturwissenschaften. Unter Verwendung minimaler metaphysischer Annahmen und der Hypothese maximalen Realismus, versuchen Naturwissenschaften möglichst transparent den evolutionären Charakter der Natur zu erklären. Mithilfe einiger Sparsamkeitsprinzipien und der strikten Anwendung des kritischen Rationalismus hat sich damit ein für alle zugängliches Programm entwickelt, das sowohl die Entwicklung des Kosmos als Ganzes als auch seiner Teilbereiche immer besser und besser versteht.

Prof.Dr.Harald Lesch, Einführungsvortrag 10.15 –11.00 Uhr
"Unser Menschenbild heute"
Die biologische Revolution des 19. Jahrhunderts hat unser Menschenbild tief erschüttert. Der Mensch steht nicht länger frei über der Natur, sondern er ist ein Teil von ihr. Und die Geschichte des Menschen und seiner Psyche muss von der Bakterie an aufwärts erzählt werden. Doch lässt sich all unser menschliches Verhalten rein naturwissenschaftlich erklären? In welchem Verhältnis stehen Physis und Psyche, Biologie und Kultur? Auch 150 Jahre nach Darwins »Entstehung der Arten« herrscht über diese Frage große Unklarheit. Der Philosoph und Publizist Richard David Precht vermisst das Terrain der konkurrierenden Deutungen über die Natur des Menschen und zieht seine eigenen Schlussfolgerungen.

Dr. Richard David Precht, Vortrag 13.15 –14.00 Uhr
Die auf Charles Darwin zurückgehende Evolutionstheorie hat die Biologie revolutioniert. Sie wurde seither mit neuen Methoden enorm weiterentwickelt und vielfältig abgesichert. Kein einziges Ergebnis der Biologie widerspricht der Evolutionstheorie. Dennoch wird die Evolutionstheorie seit ihrer erstmaligen Veröffentlichung teilweise angefeindet und zweckentfremdet. Kreationisten bezweifeln sie nach wie vor und kreieren eigene pseudowissenschaftliche Thesen.
Dagegen ist strikt zu trennen zwischen nachprüfbaren naturwissenschaftlichen Aussagen der Evolutionstheorie über die Entstehung und allmähliche Veränderung der Lebewesen und nicht nachprüfbaren theologischen Aussagen über den Sinn und das Ziel des menschlichen Lebens. Biologische und theologische Argumente geraten bei strikter Trennung nicht in Widerspruch. Dementsprechend lassen die großen Kirchen in Deutschland in der Regel keinen Zweifel an der Gültigkeit der Evolutionstheorie aufkommen.
Die Aussage, dass Naturwissenschaften und Gottesglaube sich nicht ausschließen, ist allerdings auch in der Biologie umstritten. Eine Gruppe Evolutionsbiologen im Gefolge von Richard Dawkins glaubt aus der Evolutionstheorie Atheismus ableiten zu können. Gemäß dieser biologistisch-szientistischen Auffassung lassen sich alle Fragen mit Hilfe naturwissenschaftlicher Methoden beantworten. Auf der Tagung setzen sich Biologen, Fachdidaktiker, Journalisten, Theologen und Wissenschaftstheoretiker mit dem Kreationismus und szientistischen Positionen auseinander und wagen den Versuch, ein Resümee sowie didaktische Empfehlungen aus den vielfältigen Diskussionen und Diskursen des laufenden Darwin-Jahrs zu erarbeiten.
Prof. Dr. Horst Bayrhuber
ehemaliger Direktor am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel
Prof. Dr. Reinhold Leinfelder
Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin
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Ausstellung:

> nähere Infos und Tagungsflyer als pdf:
www.naturkundemuseum-berlin.de/streit-um-darwin
Grafiken: Nils Hoff, © Museum für Naturkunde Berlin (kann im Kontext mit obiger Tagung bzw. der Darwin-Ausstellung des Museums für nicht kommerzielle Zwecke unter Copyrightangabe verwendet werden)